Wege zur Professur

Eine Professur an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften ist mit Anforderungen verbunden, die nur zum Teil deckungsgleich mit denen einer Universitätsprofessur sind. Die Anforderungen sind in den jeweiligen Hochschulgesetzen der Bundesländer festgelegt. In Berlin regelt der Paragraph 100 (BerlHG §100) die zu erfüllenden Bedingungen für eine Hochschulprofessur.

Folgende Bedingungen müssen demnach erfüllt sein:

Weitere Anforderungen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen sind:


Berufliche Praxis

Sollten Sie sich für eine Professur interessieren, ist praktische Berufserfahrung unerlässlich. Sie sollten mehrere Jahre außerhalb der Hochschule in der Privatwirtschaft, der Industrie oder selbstständig gearbeitet haben. In Berlin Hierzu zählen auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Fraunhofer-Gesellschaft oder Max-Planck-Gesellschaft.

Weitere Voraussetzungen für die Anerkennung ihrer Berufserfahrung sind:

  • Nur Tätigkeiten nach dem ersten Hochschulabschluss (Bachelor) zählen
  • Es zählen nur Tätigkeiten im Umfang von 50% oder mehr einer vollen Stelle
  • Es sollte sich um eine qualifizierte Tätigkeit handeln, das bedeutet, dass sie zu ihren Qualifikationen passen muss.

Wenn Sie auf einer Stelle promoviert haben, lassen sich von dieser Zeit zwei Jahre als Berufspraxis anrechnen.

Nachweis der Berufspraxis

In einer Bewerbung werden die üblichen Nachweise beruflicher Tätigkeit – Angabe im Lebenslauf und Arbeitszeugnisse – anerkannt. Als Selbstständige ist ebenfalls ein Nachweis zu erbringen. Hierbei können und sollten Sie nach Möglichkeit so ausführlich wie möglich ihren Arbeitsumfang darlegen: Vorlagen für das Finanzamt, Bestätigungen von Auftragnehmer*innen, alte Aufträge und weiteres werden akzeptiert. 


Promotion

Eine abgeschlossene Promotion gehört zu den wichtigsten Bausteinen einer akademischen Karriere. Sie wird entweder durch das Schreiben einer Dissertationsschrift oder durch die Veröffentlichung mehrerer wissenschaftlicher Artikel in Fachpublikationen (= kumulative Promotion) erlangt.

Die Anforderungen sind sehr unterschiedlich und hängen stark von dem jeweiligen Fach, der Betreuung, der Promotionsart und individuellen Vorlieben ab. Theoretisch kann in jedem Fach promoviert werden, dennoch ist es in einigen Fächern weniger üblich als in anderen. 

Voraussetzungen für eine Promotion:

  • Ein abgeschlossenes Hochschulstudium (Master, Magister, Diplom oder ein vergleichbarer Abschluss)
  • Zwei oder mehr Betreuer*innen, die den Prozess begleiten und die Arbeit anschließend bewerten. Die Erstgutachterin/der Erstgutachter muss Professor*in an einer Universität sein, denn nur die Universitäten verfügen (bis auf sehr wenige Ausnahmen) in Deutschland über das Promotionsrecht.
  • Ein geeignetes Thema: Die Themenfindung ist meist der schwierigste Prozess auf dem Weg zur Promotion, denn das Thema muss Ihnen und den Betreuenden gefallen.

Eine Umfangreiche Zusammenstellung mit den wichtigsten Informationen rund um das Thema Promotion bietet das Zentrum für Forschung und Innovation.


Lehrerfahrung

Wenn Sie sich für eine HAW-Professur interessieren, ist der Nachweis, dass Sie "pädagogisch geeignet" sind sehr wichtig. Hochschulen legen zumeist großen Wert auf den Bereich Lehre. Gelehrt wird - anders als an Universitäten - meist vor einer kleinen Gruppe Studierender, für deren Lernerfolg Sie maßgeblich verantwortlich sind. Um diese verantwortungsvolle Tätigkeit erfolgreich auszuführen bedarf es der entsprechenden Qualifizierung, da die Lehre auf akademischem Niveau nicht vergleichbar ist mit anderen Lehrformen, beispielsweise in Schulen.

Was zählt als Lehre?

Der Begriff Lehre wird relativ weit gefasst bei der Bewerbung auf eine Professur. Hierzu zählt unter anderem:

  • Lehre im Rahmen von Seminaren im klassischen Sinne, also an Universitäten/HAWs,
  • lehrähnliche Formate der Wissensvermittlung beispielsweise, Schulungen für Auszubildende und Promotionskollegs oder
  • Qualifizierungsangebote im Rahmen der Erwachsenenbildung.

Wichtig ist, dass Sie im Zuge Ihrer Bewerbung darlegen können, dass Sie sich das erforderliche pädagogische Wissen angeeignet haben. Hierfür gibt es in den einzelnen Bundesländern eine Reihe von Angeboten. In Berlin bietet das Berliner Zentrum für Hochschullehre (BZHL) eine Vielzahl an Kursen zur Weiterqualifikation.

Praktische Erfahrung als Lehrende

Wenn Sie noch nie an einer Hochschule gelehrt haben, sollten Sie es probieren - unabhängig davon, ob Sie eine Professur anstreben. Hochschullehre ist ein weites Feld voller Möglichkeiten, das eigene Wissen auf verschiedene Arten zu vermitteln und an interessierte und begeisterungsfähige Menschen weiterzugeben.

Um praktische Lehrerfahrung zu sammeln gibt es an allen Hochschulen die Möglichkeit, einen Lehrauftrag anzunehmen. Dabei handelt es sich um kurzfristige Verträge, meist über ein Semester, im Rahmen derer Sie sich verpflichten, ein bestimmtes Fach in dem entsprechenden Zeitraum zu lehren und auch Prüfungen darin abzunehmen. Für jeden Lehrauftrag wird eine aktuell Vergütung in Höhe von 38,00 € pro Lehrveranstaltungsstunde gezahlt. Eine Lehrveranstaltungsstunde entspricht 45 Minuten. Näheres hierzu, beispielweise Sondervergütungen im Falle der Betreuung von Klausuren, regelt die Richtlinie zur Vergütung von Lehraufträgen an der Beuth-Hochschule für Technik Berlin

Wir freuen uns, wenn Sie an der Beuth Hochschule lehren möchten. Ausschreibungen finden Sie auf der zentralen Seite für Stellenangebote. Sollten keine passende Ausschreibung für Sie dabei sein, können Sie auch mit dem Fachbereich Kontakt aufnehmen und nach möglichen weiteren Lehraufträgen fragen.


Wissenschaftliche Publikationen

Eine Frage, die sich oftmals stellt, ist die nach der notwendigen Anzahl wissenschaftlichen Publikationen. Anders als Universitäten legen Hochschulen für angewandte Wissenschaften deutlich weniger Gewicht auf wissenschaftliche Publikationen. Dies hat mehrere Gründe, der gewichtigste ist, dass das Arbeitsumfeld deutlich stärker von der Lehre als von der Forschung geprägt ist. Selbstverständlich wird an Hochschulen ebenfalls geforscht, aber unter anderen Bedingungen und mit erheblich weniger Druck.

Daher haben Publikationen auch weniger Gewicht bei einer Bewerbung. Dennoch können sie durchaus von Vorteil sein, da wissenschaftliche Publikationen zeigen, dass Sie Interesse an Forschung und Erfahrung in der Umsetzung von Forschungsprojekten haben. Bei einer Bewerbung sollten Sie deshalb Ihre ganzen Publikationen aufführen, auch, wenn diese bereits länger zurück liegen.


Englischkenntnisse

Die Internationalisierung deutscher Hochschulen nimmt immer weiter zu und auch an der Berliner Hochschule für Technik studieren zunehmend Menschen aus dem Ausland. Daher ist die Hochschule bemüht, verschiedene Angebote in englischer Sprache zu machen, auch, weil dies auf einem globalen Arbeitsmarkt ein echter Wettbewerbsvorteil für Absolvent*innen sein kann.

Aus diesem Grund wird verstärkt auf Englischkenntnisse von Bewerberinnen und Bewerbern geachtet. Dennoch gibt es hierzu keinen einheitlichen Standard und die Relevanz dieses Kriteriums wird von den Fachbereichen unterschiedlich gewertet. Ob und in welchem Umfang Sie im Vorstellungsgespräch darauf eingehen müssen unterscheidet sich je nach Verfahren. Geben Sie daher Ihre Fremdsprachenkenntnisse (insbesondere Englisch) bei jeder Bewerbung deutlich an und heben Sie gegebenenfalls hervor, dass Sie auch in englischer Sprache Lehrveranstaltungen durchführen können.

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