Ingeborg Meising

Der größte Hörsaal an der Hochschule trägt den Namen von Ingeborg Meising.

Wir haben kaum Fotos von der ersten Professorin dieser Hochschule, die zugleich auch die erste Leiterin des Hochschulrechenzentrums war. Wer sich also ein Bild von Prof. Dr. Ingeborg Meising machen möchte, tut dies am besten über ihre biografischen Stationen im Lebenslauf.

Sie war in vielem was sie tat, die erste und die einzige Frau. Sie vereinbarte Familie mit zwei Kindern mit Beruf und Lehrtätigkeit. In dieser entscheidenden sensiblen Phase hat sie sich gegen diskriminierende Äußerungen gerichtlich gewehrt und einen Vergleich erzielt, der eine weitere Karriere ermöglichte. Der Zugang zur Professur gelang ihr durch das erste und zweite Staatsexamen für das höhere Lehramt. Als Professorin unterrichtete sie an der Hochschule Mathematik und Rechenanlagen und über die akademische Selbstverwaltung gelang es ihr die Hochschule in zahlreichen Gremien aktiv und engagiert zu gestalten.

Die Hürden, die sich in ihrem Berufsweg auftaten, sind die gleichen, denen Wissenschaftlerinnen auch heute begegnen. Ingeborg Meising ist es gelungen diese zu überwinden. Damit kann ihre Biografie Mut machen, sich für die eigenen beruflichen Ziele einzusetzen.

Vita

  • Geboren am 12. März 1921
  • Zwei Kinder (*1951 und *1953)
  • 8. September 1981: Verleihung des Bundesverdienstkreuzes
  • Gestorben am 24. Juni 2012

Hochschulausbildung

  • 1942 Dipl.-Ing. an der Technischen Hochschule Berlin, heute Technische Universität Berlin mit den Hauptfächern Mathematik und Physik sowie dem Nebenfach Flugströmungslehre
  • 22.02.1945 Dr. rer. nat. an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, heute Humboldt-Universität zu Berlin, Thema: "Eine Arbeit über das isoperimetrische Problem auf Rotationsflächen"
  • Mitte der 50er Jahre 1. und 2. Staatsexamen für das höhere Lehramt

Eine Darstellung ihrer Vita von Ulla Ruschhaupt finden Sie im Band Profile - Frauengeschichte(n) der Technischen Fachhochschule Berlin. S. 162ff.

Hochschultätigkeit

  • 1942 Honorarassistentin bei Prof. Dr. Georg Hamel Technische Hochschule Berlin
  • Wintersemester 1946/47 Leitung Mathematisches Institut Universität Greifswald
  • Wintersemester 1947/48 Forschungssemester Universität Münster
  • 1943 bis 1950 Assistentinnentätigkeit an der Friedrich-Wilhelms-Universität, heute Humboldt-Universität zu Berlin bei Prof. Dr. phil.Erhard Schmidt, Sommersemester 1950 eigene Kündigung
  • Wintersemester 1950 Einstellung an der Staatlichen Ingenieurschule Beuth, der späteren Staatlichen Ingenieurakademie Beuth als erste nichtvollbeschäftigte Dozentin für das Fach Mathematik. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es an der Staatlichen Ingenieurschule Beuth keine Dozentin in den ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Fächern. Es ist bisher nicht bekannt, ob danach bis 1971 noch eine Frau in den ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Fächern an der Staatlichen Ingenieurschule bzw. Ingenieurakademie Beuth lehrte.
  • 1954 Wechsel zur Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen, der späteren Staatlichen Ingenieurakademie für Bauwesen zunächst als Dozentin in Teilzeit
  • nach den Staatsexamina als angestellte Dozentin in Teilzeit
  • ab 1959 als Baurätin, später als Oberbaurätin
  • 1971 – mit der Gründung der TFH – Berufung zur ersten C3-Professorin an der TFH Berlin mit den Lehrbereichen Mathematik und Datenverarbeitung
  • Ingeborg Meising war zudem Leiterin des Rechenzentrums, Vorsitzende des Forschungsausschusses und des Berufungsausschusses der Hochschule.
  • WiSe 1986/87 Pensionierung

Text über Ingeborg Meising aus dem Buch: Profile – Frauengeschichte(n) der Technischen Fachhochschule Berlin

 

Frauenpolitisches Engagement

Frau Prof. Dr. Ungeborg Meisung lädt zum 10. März 1987 Frauen der Hochschule ein:

"Liebe Frau Kollegin,

im neuen Berliner Hochschulgesetz wird erstmalig für jede Hochschule das Amt einer Frauenbeauftragten eingerichtet: Im § 59 BerlHg, werden die Aufgaben einer Beauftragten für Frauenfragen beschrieben. Als dienstältestes, weibliches (gerade-noch-) Mitglied der TFH bin ich gebeten worden, eine erste Vorbesprechung zu diesem Thema mit engagierten weiblichen Kolleginnen und Professorinnen zu initieren. (...)"

Es bildet sich ein Arbeitskreis "Arbeitsgemeinschaft Frauen an der TFH", die in regelmäßigen engagierten Treffen sich Austauschen und politisch die Voraussetzungen für die Institutionen "Frauenrat" und "Frauenbeauftragte" an der Hochschule schaffen.

Weiterführend und Quelle:

Frauen an der Technischen Fachhochschule Berlin. Aktivitäten 1986-1992. Von den Anfängen bis zur Schaffung des Frauenrates und der hauptamtlichen Frauenbeauftragten. Zusammengestellt von Prof. Dr. Gudrun Kammasch (Broschur).