in memoriam

Prof. Eugen Eichhorn

Fachbereich II, Mathematik

Staudte/IPPNW
Prof. Eugen Eichhorn als Vorsitzender des Deutsch-Japanischen-Friedensforums Berlin bei einer Veranstaltung des IPPNW 2012 (Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.)Bild: Staudte/IPPNW

Die Welt ist ein Stück ärmer geworden

Zum Tod von Prof. Eugen Eichhorn

Eugen Eichhorn ist am 29. Mai 2020 im Alter von 75 Jahren an den Folgen von Covid-19 verstorben. Die Beuth Hochschule für Technik Berlin – insbesondere der Fachbereich II Mathematik, Physik, Chemie – verneigt sich vor dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit.

Eugen Eichhorn wurde 1988 zum Professor für Mathematik an die damalige Technische Fachhochschule berufen. Seine Spezialgebiete waren Numerische Mathematik, Programmieren und Analysis. Er hat in diesen Bereichen vielfältig und erfolgreich Lehrveranstaltungen durchgeführt. Darüber hinaus hat er starken Einfluss auf unsere Hochschule ausgeübt.

Anfang der 1990-er Jahre organisierte er federführend eine Vorlesungsreihe zum Gedenken an den bedeutenden Mathematiker Felix Hausdorff, der sich 1942 kurz vor seiner Deportation das Leben genommen hatte. Diese Vorlesungsreihe zeigte in beeindruckender Weise Eugen Eichhorns tief empfundenes Eintreten für Gerechtigkeit und Humanität, das sein ganzes Leben geprägt hat.

Lieber Eugen, ich habe Dich damals bewundert, mit wie viel Engagement Du diese Vorlesungsreihe initiiert und durchgeführt hast. Du hast sie als ein Zeichen gegen Unmenschlichkeit und gegen das Vergessen gesehen.

Eugen Eichhorn hat sich stets in hervorragender Weise gegen Atomwaffen und für Frieden eingesetzt. Er engagierte sich u.a. in Brasilien und Griechenland, vor allem aber als Mitbegründer und Vorsitzender des Deutsch-Japanischen-Friedensforums Berlin. Das Anliegen des „Nie-wieder Atomwaffen“ war tief in ihm verwurzelt. Zahlreiche Reisen nach Japan – insbesondere nach Hiroshima und Nagasaki – hat er durchgeführt und dort so manchen Freund gewonnen. In Deutschland hat er viele Veranstaltungen gegen den Atomkrieg geleitet oder an ihnen teilgenommen. Seit dem Sommersemester 2004 hat er im Rahmen des Studium Generale an der Beuth Hochschule die Lehrveranstaltung Hiroshima-Nagasaki Peace Study Course angeboten. Zum letzten Male fand diese Lehrveranstaltung im Wintersemester 2019/2020 statt. Im Sommersemester 2020 musste sie wegen der Corona-Pandemie ausfallen ...

Lieber Eugen, Du hast durch Dein nachhaltiges Eintreten und Deine Lehrveranstaltungen so vielen Menschen Deine Vorstellungen und Anliegen nahegebracht und ihnen somit ein Stück Frieden aufgegeben.

Eugen Eichhorn war seit 1997 acht Jahre lang Dekan des Fachbereichs II, er war geradezu eine Institution geworden. In seiner ruhigen, besonnenen und überlegten Art gelang es ihm, so manchen Konflikt zu entschärfen und „seinen“ Fachbereich in ruhige Bahnen zu lenken.

Lieber Eugen, während Deiner gesamten Zeit als Dekan – und auch darüber hinaus – habe ich Dich kein einziges Mal ausfallend oder beleidigend erlebt. Du hast Deinen Standpunkt immer gelassen, aber durchaus auch mit Nachdruck vertreten.

Im Jahre 2003 durfte die Technische Fachhochschule erstmalig den Berliner Tag der Mathematik durchführen, vorher war er allein den Universitäten vorbehalten. Eugen Eichhorn hat sich von Anfang an für dieses Projekt eingesetzt und engagiert.

Lieber Eugen, als Federführender des damaligen Organisationsausschusses war ich Dir für Deinen entschiedenen Rückhalt so dankbar. Du hast uns sehr geholfen. Mir ist auch in sehr guter Erinnerung geblieben, dass ich beim Nachklang am Abend des TdM Deine Frau kennenlernen konnte und sofort schätzen lernte.

Als Hochschullehrer und auch als Dekan hatte Eugen Eichhorn immer einen besonders guten Draht zu den Studierenden und war immer aufgeschlossen für ihre Belange. Sein Verständnis resultiert sicher aus seiner eigenen Studienzeit an der Ludwig-Maximilians- Universität in München. In den 1968-er Jahren hat er dort aktiv an Studentenprotesten teilgenommen.

Lieber Eugen, ich erinnere mich an eine Begebenheit aus Streikzeiten an der TFH: Du solidarisiertest Dich inhaltlich voll und ganz mit den Studierenden, ermahntest sie aber auch: „Einen Streik anzufangen ist leicht. Viel schwerer ist es, einen Streik zur richtigen Zeit zu beenden!“. Wie recht Du doch damit hattest!

2010 ging Eugen Eichhorn in den Ruhestand; aber was heißt Ruhestand! Er hielt weiterhin seine Lehrveranstaltung Peace Study Course ab, er engagierte sich weiterhin intensiv für den Frieden. Vor einigen Jahren verstarb seine Frau Silvia nach schwerer Krankheit; es war ein tief greifender Schicksalsschlag für ihn.

Lieber Eugen, die Welt ist durch Deinen Tod ein Stück ärmer geworden.

Prof. Dr. Dietmar Göbel, Fachbereich II

— Hiermit verabschieden sich auch viele ehemalige trauernde Kolleginnen, Kollegen und Studierende. â€”
 

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