Nanozwerge als Tumorkiller

Chemotherapie hat für Krebspatienten massive Nebenwirkungen. Eine neue Methode, die Beuth-Studentin Nurdan Dogangüzel mitentwickelt hat, könnte sie künftig minimieren: In Nanopartikeln verkapselt sollen Wirkstoffe Tumorzellen gezielt abtöten.

Nanozwerge als Tumorkiller
Gebärmutterhalskarzinomzellen lassen sich mit verkapseltem Krebs-Wirkstoff effektiv und zielgenau abtöten (links). Hier wird der Wirkstoff Doxorubicin vorbereitet – ein in der Chemotherapie häufig verwendetes Medikament (rechts). Bild: ©Fraunhofer IAP

Dr. Joachim Storsberg vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam hat die neue Therapie gemeinsam mit Dr. Christian Schmidt und der Beuth-Studentin Nurdan Dogangüzel sowie in enger Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Mont Kumpugdee-Vollrath und Dr. J. P. Krause von der Beuth Hochschule entwickelt. Storsberg ist Lehrbeauftragter am Fachbereich II – er gibt dort die Vorlesung Makromolekulare Chemie und betreut Bachelor- und Masterstudierende der Chemie und Phamazietechnik in der praktischen Phase. Nurdan Dogangüzel ist eine von ihnen: Am Fraunhofer IAP hat sie ihre Masterarbeit angefertigt, die zu herausragenden Ergebnissen geführt hat.

Viele Krebspatienten leiden unter den starken Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie. Um das Wachstum des Tumors zu stoppen und auch resistente Zellen zu zerstören, werden hochdosierte Zytostatika unter die Haut gespritzt oder intravenös verabreicht. Der Wirkstoff ist umso effektiver, je häufiger sich Zellen teilen. Dies trifft vor allem bei bösartigen Tumoren zu, aber auch gesunde Schleimhaut- und Haarzellen teilen sich schnell und werden daher ebenfalls angegriffen. Wissenschaftler suchen seit langem nach einer Therapie, die Tumorzellen gezielt abtötet und gesundes Gewebe nicht schädigt. Mit ihrer neuen Methode wollen Dr. Joachim Storsberg und sein Team den Teufelskreis durchbrechen: Sie verwenden Nanopartikel als Transportvehikel für den Krebs-Wirkstoff. Da die Partikel aufgrund ihres Aufbaus Zellen ähneln, eignen sie sich, um Arzneistoffe gezielt zum Tumor zu schleusen, dort anzudocken und bösartige Zellen effizient zu eliminieren.

In Labortests mit Gebärmutterhals-Tumorzellen und Dickdarmkrebszellen konnten die Forscher nachweisen: Der Arzneistoff wirkt verkapselt fünfmal effektiver als unverkapselt. „Mit Nanopartikeln als Trägerzellen ist eine wirkungsvollere und zugleich geringere Dosierung möglich. Dadurch und durch die zielgenaue Zufuhr des Wirkstoffs werden gesunde Zellen geschont und Nebenwirkungen minimiert“, so Storsberg. Ein weiteres Testergebnis: Das Verkapselungsmaterial ist nur in Kombination mit dem Wirkstoff wirksam, unbeladen greift es die empfindlichen Zellen nicht an. Mit ihrer Methode können Storsberg und sein Team sowohl untersuchen, wie effektiv ein verkapselter Arzneistoff wirkt, als auch wie „giftig“ das eigentliche Nanomaterial ist. „Das gibt es bis dato so noch nicht“, betont der Chemiker.

Ihre Ergebnisse stellen die Forscher vom 28. bis 30. Oktober auf der Konferenz Nanotech Dubai 2013 vor. Jedoch erst wenn in-vivo-Experimente ebenfalls erfolgreich verlaufen sollten, können klinische Testreihen mit Krebspatienten vorbereitet werden. 

Weitere Informationen: www.fraunhofer.de

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