Diskriminierungsarme Online-Lehre

Rahmenbedingungen

  • Grenzen zwischen Privatsphäre und Studium verschwimmen (Webcam).
  • Verändertes Zeitmanagement der Studierenden durch z.B. Kita-/Schulschließungen, Pflegearbeit, Home Office.
  • Technische Ausstattung ist bei allen Beteiligten unterschiedlich.

Beteiligungskultur in digitalen Seminaren

  • Aktivierende Methoden unterstützen die Diversität der Lerntypen. Es gibt im  Wesentlichen vier verschiedene Lerntypen: Hörende, sehende, motorische und kommunikative Typen.
  • Die Wissensvermittlung sollte über möglichst verschiedene Wege und Sinne stattfinden.
  • Es sollte auf Dominanzverhalten unter Studierenden geachtet werden (z.B. ständiges zu-Wort-melden ohne viel Inhalt, Abwertung/Ãœbergehen anderer Beiträge, Hang zur persönlichen statt zur inhaltlichen Ebene uvm.). 

Sprache/Bild/Ton

  • Lehre als Audioformat: Lernen über das reine Hörverständnis kann Studierende vor Herausforderungen stellen. Ist eine Audio-Deskription in der verwendeten Software möglich?
  • Barrierefreiheit: Sind alle Materialien lesbar, verständlich, klar ausgesprochen und übersichtlich? Können Studierende Probleme ansprechen, ohne eine Behinderung offenlegen zu müssen? Eine große, serifenlose Schrift (z.B. Calibri oder Verdana), großzügiger Zeilenabstand und ein hoher Kontrast (heller Hintergrund/dunkle Schrift) senken die Barrieren.
  • Bildsprache/Folien: Bildmaterial mit Personen sollte – wenn möglich – Menschen verschiedenen Alters, Hautfarbe, Körperformen oder Geschlecht zeigen und diskriminierte Gruppen nicht stereotyp darstellen.
  • Ansprache des Geschlechts: Achten Sie bei Ihren Folien und in ihren Audioansprachen auf möglichst geschlechtsneutrale Formulierungen. Tipp für Software: Bitten Sie die Studierenden, Vor- und Zunamen in der Software einzutragen und in Klammern, welche Anrede sie wünschen (z.B. über Vor- [und Nach-]namen oder über Frau/Herr + Nachname).

Barrierearme Dateien erstellen

  • Nutzen Sie alle strukturierenden Funktionen, die Ihnen die Software bietet. Wenn Sie beispielsweise Text in einer Formatvorlage für Ãœberschriften verfassen, kann später auch ein Screenreader erkennen, dass es sich um eine Ãœberschrift handelt.
  • Erklären Sie audiovisuelle Elemente so, dass der Inhalt auch ohne Seh- oder Hörsinn klar verständlich ist. In der Regel sind dafür die Verwendung von Alternativtexten (Alt Text), Untertiteln oder Audiotranskripten notwendig, falls sie visuelle Elemente, wie Grafiken oder Tabellen, oder Audio verwenden.
  • Die neueren Versionen von Microsoft Office bieten umfangreiche Möglichkeiten, barrierearme Dokumente zu erstellen. Wir haben die Wichtigsten zusammengestellt: Barrierearm publizieren.

Empfehlungen

  • Wenden Sie Gender- und Diversity-Anregungen aus der nicht-digitalen Lehre an. Eine sehr gute Einführung bietet die  Toolbox der FU Berlin.
  • Entwerfen Sie einen Begrüßungstext vor dem Seminar, der die schwierige Situation beschreibt und zu mehr Freiwilligkeit und gegenseitiger Rücksichtnahme motiviert.
  • Geben Sie Möglichkeit für Nachfragen und Kritik. Auch wenn vielleicht nicht jedes Anliegen gelöst werden kann, haben Sie ein offenes Ohr, selbst wenn das Anliegen nicht unmittelbar mit dem Stoff zusammenhängt.

Da auch diese Empfehlungen nicht vollständig sind, sollte generell darauf geachtet werden, an welchen Stellen Personen aus Gender- und Diversity-Perspektive Probleme haben könnten, die online noch verstärkt werden.

Das Kompetenzzentrum digitale Medien hat für Lehrende der BHT einen  Moodle-Kurs erstellt, der Informationen zu digitaler Lehre bereitstellt.