„Beton bietet viele neue Möglichkeiten“

Von wegen grob und kantig: An der Berliner Hochschule für Technik beschäftigt sich Prof. Dr. Katja Voland, Fachbereich III, mit moderner Betontechnologie. Ein Interview in der Reihe „Drei Fragen, drei Antworten“ über die Faszination von Beton, neue Einsatzmöglichkeiten und Probleme bei der Nachhaltigkeit.

Prof. Dr. Katja Voland, Fachbereich III
Prof. Dr. Katja Voland, Fachbereich IIIBild: Martin Gasch/BHT

Beton ist omnipräsent und wirkt oft grau, grob, kantig. Sie als Baustoff-Expertin sagen, Beton fasziniere sie. Warum?

Unsere Zivilisation ist ohne Beton unvorstellbar. Mit dem Baustoff lassen sich viele Objekte errichten, die beispielsweise mit Holz undenkbar wären. Denken Sie an Hochhäuser, Brücken, Staudämme oder die Wahrzeichen verschiedener Städte. Mit Faszination sind dabei die Elbphilharmonie in Hamburg und die Kelchstützen für „Stuttgart 21“ zu nennen. Die negativen Assoziationen hängen mit den Gebäudeklötzen zusammen, die in den 1970er-Jahren gebaut wurden. Der damals verwendete Beton besteht aus Zement, Gesteinskörnung und Wasser. Der moderne Beton ist aber ein Vielstoffsystem, in dem auch Zusatzstoffe und Zusatzmittel zum Einsatz kommen. Aus dieser Entwicklung haben sich wahnsinnig viele neue Möglichkeiten für den Baustoff ergeben. Mit Hochleistungsbeton, der neben einer hohen Dauerhaftigkeit sehr hohe Festigkeiten besitzt, können wir Wolkenkratzer bauen, was zuvor nicht machbar war. Aus sehr fließfähigem Beton lassen sich hingegen filigrane Bauteile erstellen. Auf dem Vormarsch ist auch der 3D-Beton-Druck, mit dem dünne, gebogene und optisch ansprechende Konstruktionen realisierbar sind.

Was sind das für weitere Substanzen im Vielstoffsystem?

Zu den Zusatzstoffen, die in Beton bei der Herstellung verwendet werden, gehören beispielsweise Steinkohlenflugaschen, Hüttensand oder Mikrosilika. Letzteres ist ein ganz feiner Stoff, der auf Siliziumdioxid basiert. Er macht Hochleistungsbeton möglich. Daneben gibt es unzählige Betonzusatzmittel, bestehend quasi aus chemischen Cocktails, die für verschiedene Aufgaben eingesetzt werden können. Sie können Beton beispielsweise sehr fließfähig machen oder man kann dank ihnen große Mengen des Baustoffs auf einmal verarbeiten. Die Entwicklung dieser Betonzusatzstoffe und -mittel befindet sich im kontinuierlichen Wandel und wird durch die Klimaschutzdebatte aktuell zunehmend verstärkt.

Bei der Herstellung von Beton werden Treibhausgase freigesetzt. Gleichzeitig ist der Materialbedarf groß. Wie gehen Sie damit um?

Mir ist es wichtig, zu einer umweltverträglichen Betonbauweise beizutragen. Das Bundesklimaschutzgesetz, das die Reduktion von Treibhausgasemissionen vorgibt, stellt hohe Anforderungen an die Bauindustrie, weil extrem große Mengen an Zement hergestellt und in Beton verarbeitet werden. Ein Umdenken ist also notwendig. In der Wissenschaft wird dazu sehr viel geforscht. Es gibt Ansätze, mit denen das Kohlenstoffdioxid bei der Produktion abgefangen und für andere Produkte verwendet wird. Geforscht wird ebenso zu klinkereffizienten Zementen und zu Alternativen für Zement. Sie bespreche ich zum Beispiel in einer neuen Vorlesung an der BHT zu ökologischen Baustoffen. Außerdem betreue ich zwei Bachelorarbeiten zu nachhaltigen Betonarten. Vor meiner Tätigkeit an der BHT – ich wurde zum Sommersemester 2023 berufen – war ich in der Forschung mit Fokus auf Nachhaltigkeit tätig. Dies möchte ich an der Hochschule fortsetzen.


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