Die architektonische Formel zur Weltrettung

Till Gröner ist Gründer von “supertecture”. Mit den „Superkräften“ der Architektur soll die Rettung der Welt wieder attraktiv und vor allem möglich gemacht werden.

supertecture: Schulerweiterung DhoksanBild: supertecture

Autor: Till Gröner, Gründer von Supertecture, Architektur 2009

Ja, “die Welt retten”, das geht - aber natürlich nicht mit übernatürlichen Fähigkeiten gegen diabolische Weltzerstörungsversuche von ferngesteuerten und Atombomben-bestückten Laserkopf-Godzillas in den Cockpits tausender unaufhaltsam auf die bevölkerungsreichsten Metropolregionen der Erde zu rasenden apokalyptischen Riesen-Meteroiten. Die tatsächlich weitaus existenzielleren Herausforderungen unseres Planeten schätzen wir dagegen leider als verhältnismäßig unspektakulär ein.
Aber stellt euch vor es gäbe Superkräfte gegen Armut, Überbevölkerung, soziale Ungleichheit, Klimawandel, Naturkatastrophen usw…. Wäre das nicht unbeschreiblich spannend?
Wir von “supertecture” glauben an die Superkräfte der Architektur und wollen die zu Unrecht langweilige Weltrettung wieder attraktiv und vor allem möglich machen: Aber der Reihe nach….

Freiheitliches Denken als Grundstein

Die Ermunterung zum freiheitlichen Denken in meinem Architekturstudium an der Beuth-Hochschule waren der Grundstein für eine unversperrte Sicht auf weltweite Bedürfnisse. Jede Absolventin und jeder Absolvent eines Architekturstudiums wird mir zustimmen, dass wir nur eine Sache in absoluter Vollkommenheit gelernt haben - nämlich, dass wir von den allermeisten Dingen, die das “schöne-Häuser-bauen” betrifft viel weniger Ahnung haben alle anderen am-Bau-Beteiligten. Meiner Meinung nach verpflichtet dieses glücklicherweise “Nichts-allzu-gut-können” nicht nur zur künstlerischen Oberleitung komplexer Projekte, sondern auch zu einer sozialen Verantwortung. Architektur ist die allgemeine Lehre von der kreativen Lösungsfindung (so nannte es einmal mein Kommilitone und Diplom-Bruder Duc Nguyen) . Übertragen wir Architekten die fachspezifisch stets unzureichende Fähigkeit von der Kunst des “”Häuser-Bauens” auf die Beantwortung großer gesellschaftlicher Fragen, werden wir von gewöhnlichen Dienstleistern zu think-tanks und prädestinierten Start-Ups für innovative Zukunftsideen.

Die großen globalen Herausforderungen und Lösungen suchend, habe ich, nach Auslandssemestern in Brasilien und Georgien, meine Diplomarbeit zusammen mit Kommilitonen in Hong-Kong den Kehrseiten unseres übermäßigen Konsumverhaltens und der gänzlichen Abwesenheit ökologischer Verantwortung beim Bau Südostasiatischer Städte gewidmet.
Nach meinem Diplom, im ersten Jahr der heutigen Beuth Hochschule, bin ich in die Entwicklungszusammenarbeit gegangen, und konnte das Leben, die Umstände, die Bedürfnisse und das Arbeiten in vielen benachteiligten Ländern wie zum Beispiel Somalia, Kongo, Syrien, Palästina, Ruanda, Mosambik etc. kennenlernen. Zu diesem Thema konnte/durfte ich dann in den letzten Jahren, zuerst an der Beuth an einer anderen Architekturfakultät, Fächer, Bachelor- und sogar Masterarbeiten anbieten.

Superkräfte der Architektur

Nach nun fast zehn Jahren als Architekt in der Krisen- und Katastrophenarbeit habe ich mittlerweile eine eigene Firma gegründet, die sich ausschließlich der Architektur für einen Planeten in der Krise und der sozialen sowie ökologischen Zusammenarbeit weltweit verschreibt: “supertecture”.
Das uns Architekten innewohnende künstlerische Ego und eine von “supertecture” angebotene “design-ownership” ermöglicht jungen und in der Regel hochmotivierten Architekten, ihre ersten Gebäude gleichermaßen selbst zu planen und zu realisieren. Dabei entstehen aus günstigen, natürlichen, unterschätzten und bisher unbekannten Baustoffen überraschende Gebäude, die von Menschen in Afrika und Asien spielerisch und ohne den Einsatz komplizierter Technologien nachgebaut werden können.

Inhaltlich widmet sich “supertecture” entgegen aller klassischen Bilder der Entwicklungszusammenarbeit primär nicht dem Bau von Schulen, Kindergärten und Krankenstationen, sondern der Errichtung und Leitung genossenschaftlicher Hotels. 100% der Gewinne dieser architektonisch höchst einladenden Hotels fließen dann in die Finanzierung gemeinnütziger Projekte des jeweiligen Ortes. Durch den wirtschaftlichen Motor “Hotel” kann sich das jeweilige Dorf in Zukunft selbst soziale Einrichtungen wie Schulen, etc. finanzieren. Statt einer Frucht schenken wir einen Baum bzw. ein “soziales perpetuum mobile”. Dieser wirtschaftliche und durch unsere bewusste Architektur auch ökologische Katalysator, soll den Menschen hinsichtlich aller Ziele der von den “Vereinten Nationen” ins Leben gerufenen “17 UN development goals”, also der modernen Definition des “Welt-rettens”, behilflich sein.

Allen Motiven voran, sollen unsere Hotels bei der “robin-hood-artigen” Umverteilung der enormen touristischen Devisen, zu denen einfache Menschen in Armutsgebieten mit touristischem Potential normalerweise keinen Zugang haben, beitragen. Wie bereits in einem Nepalesischen Bergdorf, beginnen wir noch in diesem Jahr (2019) mit dem Bau eines sozialen Hotels am Tanzanianischen Tanganjika-See, wo Hotels mit Zimmern für 1200$ pro Nacht an die Strohhütten von Afrikanern grenzen, deren kinderreichen Familien nicht mehr als einen Dollar am Tag zur Verfügung stehen…

Achtung:
“supertecture” sucht engagierte Architekten und Ingenieure

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